Crowdinvesting – Finanzierungsalternative für Erneuerbare Energien-Projekte?

Crowdfunding vs. Crowdinvesting
Crowdfunding ist eine Art der digitalen Finanzierung von konkreten Vorhaben durch Spenden, Kredite oder Risikokapital. Mehrere Einzelpersonen finanzieren hierbei durch geringe Beträge. Crowdinvesting ist eine Unterform des Crowdfunding. Als Crowdinvestments zählen nur Finanzierungen für gewerbliche Zwecke, bei den der Anleger weiß, wofür sein Geld verwendet wird. Anleger erhalten eine feste Verzinsung und/oder eine erfolgsabhängige Vergütung.
Crowdinvesting aus rechtlicher Sicht
Rechtlich gesehen sind Crowdinvesting-Projekte in Deutschland Direktinvestments zu den Vermögensanlagen. Die Anleger bekommen in der Regel keine Stimm- oder Mitspracherechte, sind aber Anteilsinhaber und profitieren vom Gewinn.
Für wen kann Crowdinvesting als Finanzierungsform relevant sein?
- Betreiber/Asset Manager von operativen Wind- und Solarparks mit EEG-Vergütung und einer Restlaufzeit von ca. 10 Jahren – um das Eigenkapital der bisherigen Ankerinvestoren freizusetzen, um dieses zur Neuprojektentwicklung zu nutzen.
- Projektentwickler zur direkten Refinanzierung als Alternative zum Betriebsmittelkredit, um die Entwicklung von Neuprojekten anzuschieben.
- Projektentwickler von kleineren Neuprojekten im Ausland, wenn deutsche SPVs als Emittent zwischengeschaltet werden.
Aufgrund der rechtlichen Anforderungen ist Crowdinvesting als Instrument in einer klassischen Projektfinanzierung größeren Volumens schwer einsetzbar.
Welche Formen des Crowdinvestings existieren in Deutschland?
Crowdinvesting als Mezzanine- oder Eigenkapitalfinanzierungen ist Risikokapital und somit nachrangig zu Fremdkapitalfinanzierungen wie Bankkrediten. Aus Anlegersicht besteht das Risiko des Totalverlusts des angelegten Kapitals.
Crowdinvesting als Nachrangdarlehen und Genussrechte
Rechtliche Anforderungen:
- bis zu einer maximalen Emissionshöhe von 6 Mio. Euro in 12 Monaten nur ein Vermögensanlageninformationsblatt erforderlich
- bei über 6 Mio. Euro in 12 Monaten – eine Prospektpflicht mit BaFin-Prüfung
- bei unter 100 Tsd. Euro – keine Verkaufsprospektpflicht
Crowdinvesting in Form von Wertpapieren
Ausgestaltung in der Form von Namensaktien, Genusscheinen oder Inhaberschuldverschreibungen
Rechtliche Anforderungen:
- bis zu einer maximalen Emissionshöhe von 8 Mio. Euro in 12 Monaten nur ein Wertpapierinformationsblatt erforderlich
- bei über 8 Mio. Euro in 12 Monaten – Verkaufsprospekt mit BaFin-Prüfung
- bei unter 100 Tsd. Euro – keine Verkaufsprospektpflicht
Durch Crowdinvesting wurden 2020 insgesamt Vorhaben in Höhe von 327 Mio. Euro finanziert. Davon entfallen 77,8% auf Immobilienprojekte, 16,6% auf Unternehmen und 4,1% auf Energieprojekte. Unternehmens- und Energieprojekte, auf denen hier der Schwerpunkt liegt, werden fast ausschließlich über eigenkapitalähnliche Instrumente finanziert.
Wie finanziere ich mein Projekt durch Crowdinvesting?
- Grundvoraussetzung ist die Firmierung in eine Kapitalgesellschaft.
- Der Finanzierungsnehmer muss seinen Sitz in Europa haben. Andernfalls kann eine Durchleitung über eine deutsche Zweckgesellschaft strukturiert werden.
- Konditionen der Finanzierungskampagne festlegen, d.h. das Finanzinstrument, Art und Höhe der Verzinsung, Laufzeit und Tilgung
- Finanzierungslimit und Finanzierungsschwelle des Crowdinvestments festlegen
- Netzwerk potenzieller Anleger oder Nutzung einer existierenden Crowdinvesting-Plattform (z.B. WIWIN, GLS Crowd) oder eines Serviceanbieters (z.B. Crowddesk) mit Anlagesummen ab ca. 100 Euro
- „Onboarding-Prozess“ der Plattform oder Serviceanbieters abschließen: ca. 6 Wochen mit Prüfung der Plausibilität des Projekts und Erstellung eines Vermögensanlageinformationsblattes
- Corporate Identity und Projektseite für den Auftritt auf der Plattform oder beim Serviceanbieter entwickeln
- Treuhandkonto zur Zahlungsabwicklung einrichten
- Relevante Verträge abschließen: Projektvertrag, AGB, Vertrag Emittent – Anleger, Treuhandvertrag
Plattformen und Serviceanbieter bieten eine einfache Handhabung im Baukastenprinzip. Es gibt Software-Lösungen, mit denen die Investorenansprache, die Kapitaleinwerbung und Verwaltung gut zu managen sind.
Fazit:
Durch die hohe verfügbare Liquidität auf den Kapitalmärkten und die Limitierung der Kreditvergabe in Folge der Basel-Anforderungen werden Alternativen der Eigenkapitalfinanzierung relevanter.
Das Crowdinvesting stellt für Projektentwickler, Asset Manager, Start-Ups, kleine und mittelständische Unternehmen eine viable Finanzierungsalternative dar. Jedoch sollte auf Transparenz und Vertrauen gesetzt werden, da die Idee des Crowdinvestings aus einer innovativen und partizipativen Tradition stammt. Zusätzliche Chancen entstehen durch die Einbindung des Wissens der Anlegerschaft (Crowd).
Möchten Sie die Finanzierungsinstrumente Ihres Unternehmens um die innovative Finanzierungsalternative Crowdinvesting erweitern? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns per E-Mail contact@fae-consulting.de auf! Weitere Infomationen über die Leistungen der FAE Consulting GmbH finden Sie hier.
Quellen:
CrowdDesk: Digitale Finanzierung für Unternehmen
CrowdDesk: Crowdinvesting für Erneuerbare Energien
CROWDINVEST.DE: Crowdinvest Marktreport 2020
Foto: Pixabay